16.11.2015
Immer wenn Deutschland ein besonderes Jubiläumsjahr aus Anlass der Deutschen Einheit begeht, feiert der Landkreis Alzey-Worms doppelt mit. Schließlich wurde noch im Jahr der Wiedervereinigung am 14. Dezember 1990 die Partnerschaftsurkunde zwischen dem vormaligen ostdeutschen Landkreis Kamenz und dem Landkreis Alzey-Worms offiziell unterzeichnet. Es war dies ein besonderes Herzensanliegen des damaligen Landrates Hansjochem Schrader, eine Partnerschaft mit einem Landkreis in der Noch-DDR anzubahnen. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums dieser historischen Ereignisse hatte der Landkreis Bautzen Delegationen aus all seinen insgesamt sechs Partnerlandkreisen zu einer offiziellen Feier nach Bautzen eingeladen. Aus dem Landkreis Alzey-Worms begleiteten die Beigeordneten und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Landrat Ernst Walter Görisch auf seiner Reise in den Osten. Im Rahmen einer offiziellen Feierstunde im Bautzener Landratsamt lenkte ein Dia-Vortrag zum Einstieg den Blick auf die Situation in der Region vor 25 Jahren im Vergleich mit heute. Unverkennbar waren die erheblichen baulichen Veränderungen in dieser Zeit. Die Städte hatten vollkommen ihr Erscheinungsbild verändert. Der Bautzener Landrat Michael Harig beschrieb in emotionalen Worten die Vorgänge und Stimmungen in der Wendezeit. Er spannte zugleich den Bogen in die heutige Zeit mit all den Errungenschaften eines demokratischen Systems, aber auch verbunden mit den gegenwärtigen Herausforderungen für unsere Gesellschaft.
Vieles voneinander gelernt
Landrat Ernst Walter Görisch ging in seinem Grußwort auf die Anfänge der Partnerschaft ein. „In der damaligen Vereinbarung wurde als vornehmstes Ziel dieser Partnerschaft vereinbart, Begegnungen der Bürger beider Kreise zu fördern, das Verständnis für die jeweiligen Probleme der Partner zu wecken und mittels vielfältiger Kontakte auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu einer engen Zusammenarbeit beizutragen. Zugleich wurde festgelegt, dass der Landkreis Alzey-Worms beim Aufbau einer modernen und leistungsfähigen kommunalen Selbstverwaltung in seinem sächsischen Partnerkreis mitwirkt. Der heutige Leiter des Bauamtes der Kreisverwaltung Alzey-Worms, Dr. Herbert Schmitt erinnert sich: „Bei den Kollegen im Osten gab es beispielsweise große Unsicherheiten, wie rechtmäßige Verwaltungsakte funktionieren“. Er selbst war mit Kollegen vor Ort und umgekehrt besuchten Kollegen aus dem Osten die Kreisverwaltung in Alzey. Von Beginn an sei die Atmosphäre von großer Herzlichkeit geprägt gewesen und Kontakte bestehen teilweise bis heute. Ruth Emrich, Leiterin der Abteilung „Rechtsangelegenheiten, Schule und Kultur“ leitete im Partnerlandkreis in der Anfangszeit Lehrgänge zum Thema „Allgemeines Verwaltungsrecht“. „Es war eine regelrechte Aufbruchsstimmung spürbar, eine Offenheit und Bereitschaft, jetzt etwas Neues aufzubauen und sich vom Alten zu lösen“, erinnert sich Emrich. Trotz der trockenen Materie seien die Kollegen sehr aufgeschlossen, wissensdurstig und engagiert gewesen. Und mit „offenen Armen“ und als „dazu gehörig“ seien die Gäste aus dem Westen empfangen worden. „Sie wollten genauestens die Grundlagen des Verwaltungsrechts lernen, um es richtig gut zu machen“, schilderte Emrich. Umgekehrt haben die Mitarbeiter aus Alzey viel über die damaligen alltäglichen Lebensverhältnisse im Osten vor 1989 erfahren. Als Symbol der Erinnerung und Bestätigung der Partnerschaft der beiden Landkreise unterzeichneten die beiden Landräte eine neue Partnerschaftsurkunde.
Veränderte Aufgaben
Der Prozess des Verwaltungsaufbaus
ist heute längst abgeschlossen und rund 2.000 Mitarbeiter des Kreises
kümmern sich gegenwärtig um die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis
Bautzen, einem der wirtschaftsstärksten Kreise im Freistaat Sachsen. Vieles hat
sich darüber hinaus im vergangenen Vierteljahrhundert getan. So ist aus dem
Landkreis Kamenz nach einer Fusion mit dem Landkreis Bautzen und der ehedem
kreisfreien Stadt Hoyerswerda im Jahr 2008 der flächenmäßig größte Kreis, der
heutige Landkreis Bautzen, in Sachsen mit rund 310.000 Einwohnern entstanden.
Görisch betonte, dass sich im Laufe
der Zeit nicht nur die Aspekte der gegenseitigen Partnerschaft verändert
hätten, sondern auch die Aufgaben und die Herausforderungen an die kommunalen
Selbstverwaltungen im Allgemeinen, wie beispielsweise die finanzielle
Ausstattung der Kommunen oder die aktuelle Bewältigung der Zuwanderung infolge
Krieg, Terrorismus und Verbrechen an Menschen.
Welche Verbrechen in der
ehemaligen DDR an Menschen begangen wurden, erlebte am darauffolgenden Tag die
Alzey-Wormser Delegation bei einem eindrucksvollen Besuch der
Stasi-Gedenkstätte in Bautzen, zugleich ein „Zeugnis der Überwindung der
Teilung“, wie es Landrat Harig bezeichnete.
Hinweise für Besucherinnen und Besucher der Kreisverwaltung:
Für persönliche Vorsprachen soll grundsätzlich eine vorherige Terminvereinba-rung erfolgen.
Unser Team ist zu den üblichen Öffnungszeiten telefonisch und per E-Mail für Sie erreichbar.
Ihre Unterlagen können zudem über den Postweg oder per Briefkasten-Einwurf (Ernst-Ludwig-Straße 36) übermittelt werden.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Kreisverwaltung Alzey-Worms
Ernst-Ludwig-Straße 36
55232 Alzey