20 Jahre Einheit - 20 Jahre Partnerschaft

Am 14. Dezember 1990 und damit kurz nach der Deutschen Einheit wurde sie offiziell unterzeichnet: die Partnerschaftsurkunde zwischen dem vormaligen ostdeutschen Landkreis Kamenz und dem Landkreis Alzey-Worms. Dies war Anlass für Landrat Ernst Walter Görisch, im Rahmen einer Stippvisite im heutigen Landkreis Bautzen Bilanz der bisherigen 20-jährigen Partnerschaft zu ziehen und gemeinsam mit dem dortigen Landrat Michael Harig einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen.

Zu Beginn der Partnerschaft unterstützten die Alzeyer den Aufbau einer modernen und leistungsfähigen kommunalen Selbstverwaltung, beispielsweise durch den Austausch von Personal. Dieser Prozess ist heute längst abgeschlossen und etwas über 2.000 Mitarbeiter des Kreises kümmern sich gegenwärtig um die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Bautzen. Vieles hat sich darüber hinaus in den vergangenen zwei Jahrzehnten getan. So ist aus dem Landkreis Kamenz nach einer Fusion mit dem Landkreis Bautzen und der ehedem kreisfreien Stadt Hoyerswerda vor zwei Jahren der flächenmäßig größte Kreis, der Landkreis Bautzen, im Freistaat Sachsen mit rund 325.000 Einwohnern entstanden. Eine wichtige Frage sei laut Harig hierbei, die unterschiedlichen Mentalitäten, insbesondere auch die sorbische Minderheit, „mitzunehmen“. Der Kreistag mit Abgeordneten aus elf Parteien sei ein Spiegel dieser Unterschiedlichkeit, wobei dennoch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühlt spürbar und ein eingeschränktes regionales Denken kaum ausgeprägt sei. Ebenso wichtig sei das Ziel, „attraktive Lebensräume zu schaffen“, um die Lebensqualität in der Region noch zu steigern und damit „leider“ vorhandenen Abwanderungstendenzen gen Westen entgegen zu wirken. Nach der Wiedervereinigung litt die Region, wie viele andere auch, unter einem Strukturwandel, in dessen Zuge eine Vielzahl an Industriearbeitsplätzen wegfielen. Heute existieren noch einige wenige Großbetriebe, in denen die Mehrheit der Menschen Beschäftigung finde, schilderte Landrat Harig bei einer Rundfahrt durch das südliche Kreisgebiet. Besonders stark ausgeprägt sei der Lebensmittel- und der landwirtschaftliche Bereich.

Hochwasser trifft auch Bautzen

Nur noch vereinzelt waren die Spuren des Jahrhundert-Hochwassers zu sehen, dass im Spätsommer neben Polen auch den Landkreis Bautzen und dabei insbesondere die Oberlausitz-Region getroffen hatte. Doch die - glücklicherweise vorwiegend materiellen - Schäden wirken nach. Der Kreis habe mit verschiedenen Initiativen sofort versucht, so unbürokratisch wie möglich zu helfen und Privathaushalte wie auch Unternehmen beim Wiederaufbau speziell durch finanzielle Soforthilfen und eigens aufgelegte Kreditprogramme unterstützt, berichtete Harig.

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch des Grenzgebietes zu Tschechien und ein Abstecher in das östliche Nachbarland. „Fünf Gemeinden auf deutscher und tschechischer Seite pflegen dabei einen besonders intensiven Kontakt und arbeiten insbesondere auf touristischem Gebiet eng zusammen“, berichtete Bürgermeister Matthias Pilz aus der Grenzgemeinde Sohland/Spree. Besonders in diesem Grenzgebiet sei jedoch die Arbeitslosenquote leider vergleichsweise hoch. In der tschechischen Grenzstadt Sluknov liege sie beispielsweise bei 18,5 Prozent wie der dortige Bürgermeister auf Nachfrage Görischs berichtete. Im Gegensatz dazu „boomt“ die Stadt Bautzen, in der auf rund 41.000 Einwohner 24.000 Arbeitsplätze kommen.

„Tag der Sachsen“ in Kamenz

Für das kommende Jahr bereitet sich Kamenz und die Region bereits intensiv auf ein besonderes Großereignis vor, an dem sich auch der Landkreis Alzey-Worms beteiligen will: der „Tag der Sachsen“ wird vom 2. bis 4. September 2011 erstmals in der Lessingstadt stattfinden. An diesem größten Vereins- und Volksfest in Sachsen werden rund 600 Vereine teilnehmen und etwa 400.000 Besucher erwartet.